PANORAMEN VON FRIEDRICH GOBBESSO


In Friedrich Gobbessos neuer Fotografie-Serie „Panoramen“ unternimmt der Künstler mit einer selbstgebauten Kamera ein neues visuelles Welterfahrungs-Experiment.
Der Film wird bei „Panoramen“ auf einen Zylinder aufgebracht, der in der Kamera fest installiert ist. Das Objektiv selbst aber kann nun, bedingt durch die Konstruktion, um 360 Grad rotieren und belichtet den
Film je nach Position mit unterschiedlichen Ausschnitten der äußeren Welt. Gobbesso steuert sein Experi- ment sensibel und gemäß diesen technischen Voraussetzungen: mal belichtet er den Film in einheitlichen Grad-Abständen, mal lässt er ganze Ausschnitte aus, überlagert diese oder ändert behutsam den Standort der Kamera. Dem entstehenden Material ist dabei zu eigen, dass sich perspektivische Verzerrungen und kreisför- mige Grenzen ergeben – dieser charakteristische Effekt entsteht durch den Film, der eben nicht plan sondern gleichmäßig gebogen auf dem Zylinder ruht.
Der Betrachter der Resultate sieht also gleich ein ganzes Panorama - aber er sieht auch sehr viel eben nicht. Auch Gobbesso kann nur begrenzt antizipieren, welche Ergebnisse seine Kamera liefern wird. Die Welt und ihre Gebäude, Formen und Farben verschmelzen in den Fotografien, sie verdichten sich, neue Grenzen wer- den gezogen und alte lösen sich auf. Die Kamera wird zu einer Art black box, eine souveräne Instanz, die dem Betrachter ihre ästhetischen Ergebnisse auftischt.
Die Wirrheit der uns umgebenden Welt, die vom menschlichen Bewusstsein stetig gefiltert und geordnet werden muß um sie begreifbar erscheinen zu lassen wird durch „Panoramen“ wie mit einem mentalen Spiegel erfahrbar.

Text: Enno Schramm




Größe (size) : 4meter x 0,8meter (>300dpi)