IRRLICHT
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IRRLICHT

Formate: 103 x 127 cm 82x102 cm 40x50 cm


Morgengrauen, Meer, vulkanische Formationen und Chemie als erhellender Agent: mit „Irrlicht“ betritt Friedrich Gobbesso eine Jahrtausende alte Bühne an der sizilianischen Küste, um sich diese für einen pyrotechnischen Auftritt und dessen Dokumentation zu eigen zu machen.

Eine Band aus Magnesium dient dabei als gleißende Lichtquelle, die von Gobbesso in dem Lavagestein der vulkanischen Insel installiert und entzu?ndet wird. Per Langzeitbelichtung – es handelt sich jeweils um mehrere Sekunden – werden die Ergebnisse mit einer analogen Kamera festgehalten.

In „Irrlicht“ erschwert Gobbesso dem Betrachter die Orientierung. Nicht nur die eher weniger bekannte und von Natur aus unwirkliche vulkanische Umgebung oder Gobbessos Entscheidung für begrenzte Ausschnitte führen dabei zu Hindernissen. Auch das grell strahlende, teilweise leuchtende Fäden ziehende Licht des Magnesiums ist im Alltag ohne Referenz und nährt die Distanz zu den fotografischen Ergebnissen. Zugleich erschaffen die grafischen Strukturen der Bilder im Spiel zwischen Sanftheit, Schärfe und Kontrast eine eigene Qualität: wer sich den Bildern sensibel nähert, vermag neben Verwunderung auch ein unwirkliches Gefühl von Geborgenheit zu empfinden. Diese Emotion entsteht auch durch die höhlenartige Wirkung einiger Fotografien aus der Serie und das in ihnen präsente „Licht am Ende des Tunnels“.

Gobbessos unterstellte Strategie geht auf. Seine mit Bedacht ausgesuchten, exotischen Variablen – so weltfremd und künstlich sie auch erscheinen mögen – bilden eine souveräne Realität. Losgelöst vom eigentlichen Inhalt geht es dabei vermutlich weniger darum, sich in diesen unwirklichen Orten zu verirren; sondern um die vom Künstler eingeforderte Bereitschaft, eben jene fremden Welten zu einem magisch-mannigfaltigen Zuhause für Augen und Geist werden zu lassen.


Text: Enno Schramm


IRRLICHT (ghost lights)
Dawn, the sea, volcanic formations and chemistry — equipped with these props Friedrich Gobbesso enters the millennium-old stage of the Sicilian coast in order to appropriate it for a pyrotechnical performance and its documentation. A band of Magnesium that Gobbesso installed and kindled in the lava rock of the volca- nic island provides a blazing light source and the documentation is conducted with the use of an analogue camera which was adjusted to a long exposure time of several seconds per image.
“Irrlicht” makes it difficult for the viewer to find their bearings in this setting, which is due to the other- worldliness of the volcanic landscape and the fact that Gobbesso’s camera focuses on detail views of this environment that is still relatively unknown. The glaring light source of the Magnesium that pulls strings of light in the dark, a visual sensation that has no reference point in our everyday lives, adds to this disorien- tation and produces a feeling of distance between the viewer and the photographic results. The amazement evoked by the strangeness of these images is contrasted by an almost uncanny feeling of comfort that the graphic interplay of gentleness, contrast and contour produces in the eye of the attentive viewer. Some of the images from this series also have a cave-like quality, a feeling of there being “light at the end of the tunnel”. Gobbesso’s strategy behind these pieces works out. The carefully selected exotic variables, as unfamiliar and artificial they might seem at first, produce an independent reality. Liberating these images from their actual content, the artist’s aim seems not to be for the viewer to get lost in the strange landscapes, but to appeal to his/her willingness to open up to these other-worlds and accept them as magical, manifold places for the eye and the mind.



http://www.galeriemoench.de/
http://www.emop-berlin.eu/de/calendar/?when=2016-10-01
https://www.articurate.net/journal/friedrich_gobesso_at_the_european_month_of_photography_berlin/